conquer your fears – herausforderung streetportrait

Ich konnte im vergangenen Jahr mehrere Fotowalks organisieren, was per se immer aufregend ist. Neben einem Analogwalk im Germanischen Nationalmuseum mit anschließender gemeinsamer Filmentwicklung in der Dunkelkammer war die spannendste Aktion aber sicher das Thema Straßenportrait!

strassenportrait

Foto: Gerald Prechtl @wwwcerebellumde

Meine Grundmotivation hierzu war es, in erster Linie mir selber eine Herausforderung zu stellen. Ich arbeite beruflich täglich mit Menschen und hatte diesbezüglich auch nie Probleme. Das ist allerdings eine komplett andere Situation – schwer in Worte zu fassen, man ist in einem professionellen Umfeld mit klar verteilten Rollen. Aber auch wenn ich schon seit Jahren Streetfotografie betreibe, bin ich von meiner Herangehensweise doch eher der unauffällige Beobachter. Häufig auch aus der Distanz und ich würde lügen, würde ich behaupten, es fällt mit wirklich immer leicht, Fremde auf der Straße zu fotografieren… Wer kennt nun nicht das berühmte Zitat Robert Capa´s „ If your pictures aren´t good enough, you aren´t close enough.“? Und „mache jeden Tag etwas wovor du Angst hast“ (Eleanor Roosevelt) hat sicher auch jeder schon mal gehört – also klar, ich muss/will näher ran und meine Hemmungen überwinden. Was bietet sich somit besser an, als Straßenportraits?!

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Foto: Virginie Pommel @elpomstudio

Man findet viele Tipps und Empfehlungen zu genau diesem Thema, aber wie immer gilt, jeder muss seinen eigenen Weg finden. Ich hab mich im Vorfeld versucht langsam heranzutasten. Straßenkünstler bieten sich als erste „Opfer“ an, sie sind es gewohnt in der Öffentlichkeit zu performen und haben durchaus auch ein Interesse an Aufmerksamkeit und Werbung – was allerdings passieren kann ist, dass man am Ende nicht nur mit Bilder in der Tasche, sondern auch einer CD weiter zieht… Eine weitere „gutmütige“ Option sind z.B. Hundebesitzer, v.a. wenn man sich vom Vierbeiner über ein „Paarshooting“ langsam zu Herrchen vorarbeitet… Straßenfeste und Veranstaltungen bieten sich insofern an, als dass das Publikum meist in einer „zugänglichen“ Stimmung ist und man durchaus auch arbeitendes Volk findet, welches sich wiederum in der eigenen professionellen Rolle sicher fühlt…

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Foto: Cem Hür @nbgphotographie

Es kann zudem hilfreich sein, sich am Anfang ein oder zwei gleichgesinnte als Unterstützung zu suchen… Was dann aber mein persönlicher „Bringer“ war, war ein simpler Rollentausch – als Organisator und coach war ich gezwungen mit gutem Beispiel voranzugehen. Und siehe da, plötzlich war alles ganz einfach. In kleinen Gruppen haben wir uns in der Stadt nach interessanten Motiven und Geschichten auf die Suche gemacht, haben Leute angesprochen, ihnen erklärt was und warum wir das machen, haben sie über ihre Rechte aufgeklärt und die Einwilligungen schriftlich bestätigen lassen. Klar war auch das ein oder andere „Nein“ dabei, aber das war gar nicht schlimm! Insgesamt war die Resonanz überwiegend positiv und je sicherer wir als Teilnehmer wurden umso häufiger durften wir fotografieren und umso offener waren auch unsere Models. Am Ende war es toller Tag und eine grandiose Erfahrung, wie freundlich und zugänglich dann doch die meisten Menschen auf uns reagiert haben – trotz Schreckgespennst DSGVO, was just zu dieser Zeit in aller Munde war.

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Foto: Christine Blei @bleichristine

Es sind viele tolle Bilder entstanden, ich denke ich habe in meiner Streetfotografie durchaus einen großen Schritt nach vorne gemacht und ich habe den festen Plan, einen derartigen walk mal wieder zu organisieren…

In diesem Sinne, traut euch! Gerald

 

PS: mehr Bilder findet ihr auf instagram unter #miniwalk03_strassenportrait –