Ralph Purrucker

Bruce Mason, Designer

Meine Mutter hat mir immer die Geschichte von Großvaters Leica erzählt. Diese hatte er zu Kriegsende sorgsam in einem Holzstapel versteckt, damit sie nicht in die Hände der russischen Soldaten fiel. Aber irgendwie hat er es wohl ohne seine Leica nicht ausgehalten und musste sie mal wieder vor holen. Nur der Zeitpunkt war wohl schlecht, denn gerade dann kamen die Soldaten um die Ecke und weg war sie. So erbte ich statt der Leica nur die Lust zum Fotografieren und ein Foto meines Opas in seinem Fotostudio.

Die erste Sucherkamera im Lederetui holte ich dann mit 12 aus einer Schublade hervor und arbeitet mich dann zu einer Pentax ME Super hoch. War zwar immer noch keine Leica, aber ich war so weit fasziniert, dass ich glatt Fotograf werden wollte. Leider machte mir da meine Rot-Grün-Sehschwäche einen Strich durch die Zukunftsplanung. Aber schwarz-weiß entwickeln ging ganz gut und so verbrachte ich einige Stunden im Keller wo ein alter Vergrößerer und die Entwicklerschalen ihren Platz fanden. Dann fehlte erst das Geld und die Zeit. 2011 startete ich dann mit der ersten digitalen Spiegelreflex wieder und begann nach einiger Zeit meine Liebe für die Straße zu entdecken.

An der Streetfotografie begeistert mich das Wunder, einen Augenblick festzuhalten, einen Moment einzufrieren, der nie wiederkommt. In einer banalen Begebenheit das Besondere zu finden. Manchmal freue ich mich, das vermeintlich Hässliche in eine Schönheit zu führen, das Alltägliche hervorzuheben oder mit einem Bild Mut zu einem anderen Blickwinkel auf die Welt zu machen. Dann wieder, verliere ich mich in Schattenspielen oder in den verschiedenen Ebenen von Reflektionen. Die Momente auf der Straße immer wieder neu zu entdecken, auszuprobieren wie das wohl fotografiert aussieht und das frei von Regeln und Dogmen, lässt mich immer wieder neugierig die Kamera in die Hand nehmen.