nizza 2023 – das partnerstädteprojekt wird wahr…

Lange haben wir darauf hin gefiebert, heute ist der Tag endlich da. Oder anders ausgedrückt, es ist Freitag, der 27.01.23, 2:30Uhr und unsere Wecker beenden unsanft die Nacht…

Die Idee zu diesem Projekt entstand bereits vor vier Jahren mit der zunehmenden Vernetzung der deutschen Street-Community. Warum das Ganze nicht über unsere Landesgrenzen hinweg erweitern und, analog der Nürnberger Städtepartnerschaften, Streetkollektive im Ausland suchen und finden, um mit ihnen einen Austausch und gemeinsame Aktionen im Sinne einer echten Partnerschaft zu realisieren. Man muss sich fragen, ob wir jetzt nicht noch in unseren Betten liegen würden, gäbe es da nicht ausgerechnet in Nürnbergs ältester Partnerstadt Nizza das Collectif Photon mit Pia Parolin. Es wird gemunkelt, Pia war die Vorlage für den Duracell-Hasen oder auch den VW Käfer – sie „läuft und läuft und läuft und läuft und läuft…“ Fakt ist, mit ihrem unermüdlichen Eifer hat sie maßgeblich Verdienst daran, dass diese Idee nun Wirklichkeit wird.

Und so fanden wir uns dann morgens kurz vor 10Uhr bei strahlendem Sonnenschein zu siebt an der Côte d´Azur wieder. Wir sind über die letzten Jahre zu einer richtig kleinen Familie zusammengewachsen, unternehmen viel und konnte bereits sehr spannende Aktionen realisieren. Aber das ist auch für uns nochmal eine ganz andere Hausnummer. Französisch spricht eigentlich nur einer von uns und so machte sich neben der Vorfreude auch ein wenig Aufregung bemerkbar. Völlig zu Unrecht aber, wie sich schnell herausstellen sollte. Denn was sich im Vorfeld schon angedeutet hatte, bestätigt sich bereits am Flughafen. Wir hatten das rundum sorglos Paket gebucht und wurden direkt am Ausgang sowas von herzlich empfangen und ab da den Rest des Wochenendes umsorgt.

Was im Vorfeld schon klar war, es sollte eine gemeinsame Ausstellung im deutsch-französischen Kulturzentrum (CCFA) geben mit großer Vernissage am Abend des 27.01.23, Thema dieser Ausstellung: die eigene Stadt aus Streetfotografensicht. Abgesehen von unserer Bildauswahl wurden auch wir mit der fertigen Ausstellung überrascht, Und Photon hat definitiv abgeliefert, sehr stimmige Bildzusammenstellung, überaus professionelle Organisation inkl. Ausstellungsheft und Pressearbeit. Ganz zu schweigen von der Traumlokation mit Blick auf die Promenade, Palmen und das Meer! Unterstützt wurde Photon dabei vom Team des CCFA, finanziert wurde das Ganze vom deutsch-französischen Bürgerfonds. An dieser Stelle ein dickes Dankeschön an die entsprechenden Stellen, allen voran Léonie und Jördis – es war so toll bei und mit euch und wir freuen uns drauf, euch im Sommer in Nürnberg begrüßen zu dürfen.

Nachdem wir eine kurze Führung durch unsere Ausstellung bekommen hatten ging´s dann mit unserer persönlichen Reiseführerin zu einer ersten Fotorunde auf die Promenade, durch die Gassen der Altstadt und auf den Hausberg mit Blick über Nizza und die Côte d´Azur. Das Licht und die entspannte Stimmung machen die Stadt zu einem Paradies für Streetfotografen und wir waren schnell in unserem Element. Am späten Nachmittag stand dann ein gemeinsames Abendessen mit großen Kennenlernen der Kollektive auf dem Programm. Anfänglich waren beide Seiten noch etwas schüchtern, das Eis brach aber schnell und am Ende unterhielten wir uns entspannt in diversen Sprachen, wahlweise auch mit Händen und Füßen, über unsere gemeinsame Leidenschaft – es bestätigte sich mal wieder, was wir alle schon wussten, (Street)fotografie verbindet!

Nach einem kurzen gemeinsamen Interview mit der lokalen Presse war es dann schließlich soweit, feierliche Vernissage. Das Interesse und die Resonanz waren überwältigend, der Ausstellungsraum war zum Bersten voll und auch hier entwickelten sich angeregte Konversation, wie auch immer… Irgendwann forderte dann das frühe Aufstehen seinen Preis und noch vor Elf lagen wir alle in unseren Betten. (Alle? Alle bis auf einen, im Zimmer 101 verbrachte einer von uns große Teile der restlichen Nacht auf der Toilette…)

Der nächste Morgen begann mit einem ersten Kräftemessen mit dem Eierkocher und, um es kurz zu machen, in diesem haben wir unseren Meister gefunden. Nach Frühstück ohne Ei ging´s danach dann los zum Treffpunkt, wo uns ein großer Teil des Collectif Photon bereits erwartete und von dort auf zum Fotografieren. Anfänglich noch alle beisammen und etwas zögerlich lockerte sich das Ganze schnell auf und wir ließen uns teils alleine, teils in kleinen gemischten Gruppen durch die kleinen Gassen der Altstadt treiben und genossen die vielen Eindrücke und das fantastische Licht. Dies verlangte unseren französischen Freunden reichlich Geduld ab, sie erwiesen sich aber als perfekte Gastgeber und versuchten, all unseren Wünschen nachzukommen. Auch von einer vermeintlichen Sprachbarriere war nichts zu merken, es wurde angeregt gefachsimpelt, bzw. bei diversen Mittags- und Kaffeepausen über Gott und die Streetfotografie philosophiert.

Nachmittags trafen wir uns nochmal im CCFA zu gemütlicher Runde, um die zwei Tage und v.a. den erfolgreichen Ausstellungsauftakt Revue passieren zu lassen und erste Pläne für die Gegenausstellung in Nürnberg zu schmieden. Den krönenden Abschluss des Samstages bildete dann eine Einladung zum Essen, bei welchem beide Kollektive vollzählig versammelt den Abend gemeinsam überaus gesellig ausklingen ließen. Kaum zu glaube, dass wir uns erst tags zuvor kennengelernt hatten!

Der letzte Tag startete etwas gemütlicher, wie gehabt ohne Eier und irgendwie hatte so niemand recht Lust auf den anstehenden Abschied. Mit gepackten Taschen ging´s schließlich Richtung Flughafen, wo noch ein kleines architektonisches Streetfotografen-highlight auf uns wartete. Das Museum für asiatische Kunst bot nochmal Gelegenheit für Schatten und harte Kontraste gepaart mit klaren Linien. Und, nachdem auch hier wieder große Teile von Photon anwesend waren, eine phantastische Kulisse für diverse Gruppenfotos… Schneller als wir uns versahen war es dann auch soweit und zu Fuß machten wir uns, begleitet von unseren französischen Freunden, auf zum benachbarten Flughafen. Als kleines i-Tüpfelchen wartete hier noch die aktuelle Tageszeitung mit dem Bericht über unsere Ausstellung auf uns, bevor die große Abschiedsrunde anstand. Etwas erschöpft aber glücklich und zugleich auch etwas wehmütig ging´s dann schließlich wieder auf nach Franken – Photon und Nizza haben uns den Abschied definitiv nicht leichtgemacht und wir träumen schon vom nächsten Besuch. Zunächst freuen wir uns aber auf den Gegenbesuch im Sommer und hoffen, wir können ebenso gute Gastgeber sein…

Das Wochenende durch Pia´s Sucher…

das ganze Wochenende durch Pia´s Sucher…

Fazit: Unsere Erwartungen wurden in jeder Hinsicht übertroffen! Die Idee zum Projekt, internationale Partnerschaften auf Ebene der Streetfotografie zu etablieren, ging mit Nizza schon mal komplett auf. Es ist wunderbar, wie schnell doch eine gemeinsame Leidenschaft über Landesgrenzen hinweg und trotz Sprachbarrieren auch über Generationen hinweg verbinden kann. Ein Grundstein ist gelegt und mit etwas Zutun von beiden Seiten sollte sich daraus ohne Schwierigkeiten eine langfristige Partnerschaft, bzw. Freundschaft aufrechterhalten lassen – wir sind dabei. Auch die Hoffnung, sich die jeweiligen Kulturen durch Fotografieren bzw. Fotografien näher zu bringen, ging auf und macht neugierig auf künftige Unternehmungen. Nizza ist, wie bereits erwähnt, extrem fotogen und muss sich diesbzgl. hinter den großen Metropolen und Streetfotografeneldorados sicher nicht verstecken. Und der Spruch „Leben wie Gott in Frankreich“ kommt nicht von ungefähr…

Im Nachhinein stellt sich tatsächlich die Frage, warum hat es bis zur Umsetzung des Projektes so lange gedauert? Wir haben von allen Seiten so viel Unterstützung erfahren und praktisch nur offene Türen eingerannt. Wenngleich auch hier nochmal das Engagement von Pia, dem Collectif Photon, dem Team des CCFA und der Stadt Nizza herausgestellt werden muss. Die Fotografie hat in Frankreich offensichtlich einen viel höheren Stellenwert, gefühlt gibt es in jedem Dorf einen Fotoclub, in größeren Städten hat auch mal jede größere Firma ihren eigenen und gerade im Raum Nizza reiht sich ein Festival an das andere. Explizit die Streetfotografie hat hier aber wohl doch noch etwas Spielraum und Potential, sich zu etablieren.

Vielleicht können unsere beiden Kollektive hierzu ja gemeinsam beitragen oder was meint ihr, liebe Freunde von Photon?

noch mehr Bilder auf Instagram unter: https://instagram.com/explore/tags/nup_goes_nice

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